Volkstümliches Bauen kommt im Fachwerkbau zum Ausdruck

Zimmermannshandwerk und Fachwerkbau werden am Sonntag im Heimatmuseum vorgestellt

 

Nicht zuletzt das 450. Jubiläum des Alten Rathauses in diesem Jahr ist für den Verein für Heimatpflege Anlass, den Fachwerkbau und das Zimmermannshandwerk in den Vordergrund zu stellen. Nach der Vorführung von Steinmetzarbeiten vor zwei Monaten wird damit ein zweites, wichtiges Handwerk vorgestellt, das wie das Steinmetz Handwerk dem Alten Rathaus den Stempel aufgedrückt hat und es nach dem Urteil von Kunst -historiker zu einem der schönsten und interessantesten Fachwerk-Rathäuser der Pfalz gemacht hat.

Der Fachwerkbau hat in Deutschland eine lange Tradition, dessen Anfänge bis in die Jungsteinzeit
zurückreicht. Verwendet wurden dazu die von der Natur zur Verfügung stehenden Materialien Holz, Lehm und Stroh. Später entwickelte sich daraus der Ständerbau, der durch senkrechte und waagrechte Hölzer gegliedert ist. Mit der Zeit wurden die Gefache im Skelettbau durch weitere Gliederung mit Streben und Riegel versehen. Andreaskreuze, Rauten und ähnliche Dekorationen tragen so zur harmonischen Gestaltung bei.

Nachdem 1981 die Restaurierung des Alten Rathauses abgeschlossen war, wurden auch von privater Seite
zahlreiche Renovierungs- und Sanierungsmaßnahmen an Fachwerkhäusern vorgenommen. Ermöglicht wurde das durch das Städtebauförderungsprogramm von Bund, Land, Kreis und Stadt. Mit Millionenbeträgen wurden so alte, erhaltungswürdige Fachwerkhäuser vor dem Abriss gerettet und als Zeugnis ursprüng-liIchen, landwirtschaftlichen Lebens erhalten. Heute erfreuen wir uns an den schönen Fassaden, vermitteln sie uns doch bodenständige Kultur, solide Zimmer-manns- und ästhetische Volkskunst.

 
 

Viel Arbeit gab es für die Zimmerleute, als 1911 an der westlichen Giebelseite des Alten Rathauses der Verputz entfernt wurde und zahlreiche schwere Schäden an der Holzkonstruktion zutage traten. Über die Hälfte es Fachwerks musste erneuert werden.

 

Der Fachwerkbau, wurde einst durch die Arbeit des Zimmermanns erstellt. Er zählt zu den ältesten Berufen der Hand-werkerschaft. Er plante und führte nicht nur das Fachwerk aus, er war auch für seine statische Sicherheit haftbar und auch in der Lage, mit dem Schnitzmesser den Bau zu verschönern. Schon im 12. Jahrhundert organisierten sich die Zimmerleute in einer eigenen Zunft, der jeder dieser Handwerker zwangsweise angehören musste.
Die Zunftordnung regelte die Rechte und Pflichten der Mitglieder. Schon im Mittelalter war eine Lehrzeit von drei Jahren Pflicht. Nach dem Freispruch des Lehrjungen musste dieser als Geselle zwei bis drei Jahre auf die Wanderschaft gehen, um fremde Arbeitsweisen zu erfahren. Die Eheschließung musste auf spätere Zeit verschoben werden. Für diese Gesellen- Wanderzeit war die Kleidung vorgeschrieben: schwarze Manchesterhose, schwarze Weste und schwarzer, breitrandiger Hut, weißes Hemd mit Krawatte und derber Wanderstab. Die wichtigsten Werkzeuge musste der Geselle auf seiner Wander-schaft mitführen. Nach Rückkehr aus der Wanderschaft konnte der Geselle den Meistertitel erwerben und sich als selbständiger Handwerker betätigen. Wandernde Zimmerleute kann man auch manchmal heutzutage noch im Straßenbild sehen.
1840 sind in Schifferstadt bei einer Einwohnerzahl von 3300 im Handwerkerverzeichnis vier Zimmermänner eingetragen. 1909 werden die Zimmerleute Fouquet M. III., Kamb Jos., Kamb Ph., Müller Ph., Remmel J. II., Reuther G., Romeis J. III., Schwab H., und Schwab M. genannt. 1936 gibt es mit Kamb Philipp & Söhne, Reuther & Weinacht und Romeis Jakob drei Zimmermeister und nach dem Krieg halten die Zimmergeschäfte Kamb Philipp, Kamb Phil. & Söhne oHG'. und Weinacht Georg die Zimmermannstradition aufrecht. Bei Georg Weinacht war in den 1950er Jahren Zimmermeister Alfons Schenk aus Dudenhofen als Meister beschäftigt. Nach der Gesellenprüfung 1948 legte er 1954 die Meisterprüfung ab und gründete bald einen eigenen Betrieb, den heute sein Sohn führt. Er hat sich besonders auf dem Gebiet des Fachwerkbaues und der Fachwerkrestaurierung einen Namen gemacht und mehrere Auszeichnungen bekommen. Alfois Schenk wird am Sonntagmorgen um 11 Uhr im Adlerhof über das Zimmerhandwerk und den Fachwerkbau berichten. Das Museum ist von 10 bis 12 Uhr geöffnet. -gs