Einblick in ein Jahrtausend altes Handwerk

 

Im Heimatmuseum wird am Sonntag den 04. Mai die Steinmetzkunst vorgeführt

 

Das Steinmetzhandwerk gehört zu den ältesten Berufen der Menschheit. Dies zeigen die baulichen Hinterlassenschaften der alten Hochkulturen, die im Kleinasiatischen Raum, Europa, Fernost und in Mittel- und Südamerika zu finden sind. Vor allem für kultische Bauten wie Tempel und in profaner Hinsicht für Palastanlagen erstellte man großartige steinerne Werke. Man bediente sich zumeist der Materialien, die in unmittelbare Nähe vorkamen, aber auch aus entfernteren Gegenden, falls erforderlich. Der Transport oft tonnenschwerer Steinblöcke war eine aufwendige und schwierige Angelegenheit in Anbetracht der damaligen begrenzten technischen Mittel, erschwert durch die meist unzureichenden Straßenverhältnisse. Auf Ochsen- und Pferdekarren oder auch mit dem Schiff brachte man das Steinmaterial mühsam zum Bestimmungsort.

In Deutschland und unserer pfälzischen Landschaft entstanden bereits in römischer Zeit steinerne Bau- und Kunstwerke, von denen sich noch Überreste erhalten haben. Sie entstanden vielfach ab dem ersten Jahrhundert vor unserer Zeitrechnung bis an das zu Ende gehende römische Weltreich im 4/5. Jahrhundert n. Chr. Die Germanen wie auch die Kelten und andere ansässige Völkerschaften kannten nur Holz als Baumaterial. Die Christianisierung und Urbarmachung des Landes im frühen Mittelalter ging von den Mönchen aus. Zu jedem neu gegründeten Kloster gehörte daher eine Bau- und Steinmetzhütte. Die Mönche bauten ihre Klöster und Kirchen aus Stein und vermittelten ihr Wissen an Laien weiter. Das war der Ausgangspunkt zur Gründung eines eigenen Berufsstandes, der mit  dem Beginn des Städtebaus um die Jahrtausendwende zunehmend an Bedeutung gewann. Im Mittelalter hatte jeder Steinmetz ein Zeichen, welches ihm bei der Freisprechung zum Gesellen von seinem Lehrmeister verliehen wurde. Ein hervorragendes Beispiel großer mittelalterlicher Baukunst ist der Speyerer Dom und das einstige Kloster Limburg, beide aus Sandstein erbaut. Steinmetzarbeiten aus früherer Zeit sind in Schifferstadt besonders am Turm der St. Jakobuskirche zu finden. Im Heimatmuseum ist ein Fragment der ehemals dreiteiligen Kanzel von der Lorenzkapelle ausgestellt. Die Kanzel wurde 1546 von Nikolaus Hanauer gestiftet und gehört zu den ältesten Steinmetzarbeiten im Ort. Das 12 Jahre später errichtete Alte Rathaus wird im Erdgeschoss durch zahlreiche Steinmetzarbeiten geprägt, die harmonisch zu dem Gesamteindruck beitragen. Besonders die Tür- und Fensterbögen sowie die Wappen fallen dabei ins Auge.

Die Pfalz ist ein Bundsandsteingebiet. Sandstein ist ein gut zu bearbeitendes Naturmaterial, das schon von den Römern geschätzt wurde. Während früher am Rande des Pfälzer Waldes ca. 400 Steinbrüche in Betrieb waren, wird heute gerade noch in sieben Sandstein abgebaut. Dank der Maschinentechnik kann heute der Stein fast so schnell wie Holz gesägt oder gefräst werden. Die Technik der Steinbearbeitung dient dabei nur der schnelleren Vorfertigung des Werkstücks, aber der Steinmetz ist und bleibt der Vollender. Sein persönliches Können und seine Handschrift prägte zu allen Zeiten den fertigen Stein.

Forscht man in alten Handwerksverzeichnissen von Schifferstadt, sucht man vergebens nach einem Steinmetz. In den 1950er Jahren werden zwar die Betriebe von Emil Odermatt, Viktor Serwuschok und Johannes Sommer als Steinmetzbetriebe bezeichnet, sie befassten sich aber nur mit der Herstellung und Bearbeitung von Kunststeinen (Terazzo). Erst im Jahre 1974 gründete Helmut Bartholomä  hier ein Steinmetzbetrieb, nachdem er die Meisterprüfung als Bildhauermeister absolviert hatte. Sein Sohn Sebastian, ebenfalls Meisterabsolvent, arbeitet im elterlichen Betrieb mit.  Beide werden am Sonntag um 11 Uhr im Adlerhof die Kunst der Steinbearbeitung an verschiedenen Werkstücken vorführen und einen Einblick in ein jahrtausend altes Handwerk geben  Das Museum ist von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei.

 

altes Stadtwappen am alten Rathaus

 

Unter der überdachten Freitreppe des Alten Rathauses befindet sich die spätgotisch geformte Tür der „Betzekammer“. Die Ummantelung ist aus behauenen Sandsteinquadern, wobei der Abschluss durch eine reliefierte Kielbogenblende mit einer  Nase geziert ist und in Form einer Krone endigt.