Ein ansprechendes Gotteshaus für die Gemeinde
Vortrag von Prof. Dr. Hans Ammerich zum Thema

 „150 Jahre Neubau der Pfarrkirche St. Jakobus“

 

Am 31. Mai 1860 wurde die Jakobuskirche in Schifferstadt nach langwieriger und umfassender Erweiterung von Bischof Nikolaus von Weis geweiht. Der Verein für Heimatpflege nahm dies - in Zusammenarbeit mit der katholischen Kirchengemeinde St. Jakobus und der örtlichen Volkshochschule – zum Anlass, am 1. September zu einer  Vortragsveranstaltung mit dem Leiter des Bistumsarchivs in Speyer, Prof. Dr. Hans Ammerich in die St. Jakobuskirche einzuladen.

Der Referent gab eingangs einen Überblick über die wechselvolle Geschichte des 1101 erstmals urkundlich erwähnten Gotteshauses als „ecclesia Schiferstat cum decima“ und widmete sich im Anschluss ausführlich der Baugeschichte und den verschiedenen Bauphasen der Kirche. Eine erste Erweiterung des ursprünglich vermutlich einschiffigen Gebäudes war zwischen 1616 und 1621 durch die Errichtung eines neuen Langhauses erfolgt, 1701 erhielt die Kirche eine Turmuhr und zwei Glocken, 1712 eine neue Orgel. 1729 wird von der Errichtung dreier neuer Altäre berichtet (Hochaltar zu Ehren der heiligen Apostel Jakobus und Bartholomäus, die Seitenaltäre waren der Gottesmutter Maria und der heiligen Katharina geweiht). 1738 wurde der Turm von Mannheimer Werkleuten aufgestockt, wozu 25 Eichenstämme notwendig waren.

 

Von der Ausstattung aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts ist lediglich die einst den Taufsteindeckel bekrönende Figurengruppe der Taufe Jesu durch Johannes erhalten geblieben. Als Schöpfer werden sowohl Johann Georg Linck als auch Vinzenz Möhring vermutet.

Eine weitere, ausführliche Renovierung erfolgte 1753/54, wobei unter anderem eine neue Apsis und eine neue Sakristei entstanden. Während der französischen Revolution wurde die gesamte Inneneinrichtung zerstört und die vier Glocken vom Turm geworfen, das Gotteshaus diente für kurze Zeit als Pferdestall und Heumagazin. Von 1802 bis 1804 wurden die Schäden ausgebessert, zwei neue Glocken und eine gebrauchte Orgel beschafft. Die Kirche fasste damals in 42 Bankreihen zirka 800 Menschen.

 

 

1830 reichten die Plätze in der Jakobuskirche für die inzwischen 3000 Gläubigen nicht mehr aus. 1837 richtete der Fabrikrat (eine Art Verwaltungsrat) ein Gesuch um Erweiterung des Gotteshauses an die königliche Kreisregierung der Pfalz (für den Kirchenumbau galt in der nunmehr bayerischen Pfalz die staatliche Baupflicht), das mangels Gelder zunächst scheiterte. Die Fragen der Finanzierung – größtenteils durch die politische Gemeinde Schifferstadt im Wege von außerordentlichem Holzhieb in der waldreichen Gemarkung – , die Entscheidung zwischen Erweiterung (mit 20.000 Gulden veranschlagt) und Neubau (40.000 Gulden) erforderten nicht nur verschiedene Pläne und Verhandlungen mit den Behörden. Vom ersten Antrag auf Umbau oder Neubau der Jakobuskirche bis zur Grundsteinlegung für die Erweiterung um Querhaus und Chor vergingen 17 Jahre. Federführend im zweiten Abschnitt des Erweiterungsbaus erwies sich Pfarrer Ernst von Gagern, der die Gemeinde von 1845 bis 1865 leitete. Bereits 1855 forderten Fabrikrat und Gemeinderat nach dem Neubau des Chors auch den entsprechenden Anbau des Langhauses. Vor allem sollte der alte Turm in das Langhaus integriert werden. Die entsprechenden Pläne wurden offenbar ohne große Veränderungen genehmigt, 1858 wurde mit dem Bau begonnen.

Bezüglich der Weihe durch Bischof Nikolaus von Weis am 31. Mai 1860 zitierte Prof. Dr. Ammerich aus dem Pilger, der von „einer großen Prozession mit 20 Priestern und einer großen Menge Volk in dem freundlich geschmückten Ort“ berichtete. Heute präsentiere sich die Jakobuskirche als „ansprechendes Gotteshaus, in dem sich die Gläubigen wohl fühlten“, so der Referent. Sowohl der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Werner Krämer als auch Dekan Peter Nirmaier dankten Prof. Dr. Ammerich für den informativen Vortag, den über 60 Zuhörer interessiert verfolgt hatten.

 

Monika Schleicher