In der
Reihe der Museumsgespräche „Schifferstadt und seine Nachbarn,
veranstaltet vom Verein für Heimatpflege, beleuchtete der Speyerer
Oberbürgermeister Werner Schineller mit teils humorvollen
Auflockerungen die traditionell engen Verbindungen zwischen Speyer und
Schifferstadt. Auch heute noch fühlen sich die Schifferstadter der
Domstadt eng verbunden - das zeigte die rege Aussprache im Anschluss
an den Vortrag des OB.
Dass
Schifferstadt „heimliche Hauptstadt des Landkreises" sei, hörten die
Besucher der Veranstaltung in der Adlerstube natürlich gerne. Bis zur
Verwaltungsreform 1969 gehörte Schifferstadt zum Landkreis Speyer und
der hatte mit Otto Johann sogar einen Landrat aus Schifferstadt. „Ich
bin nicht hier, um für die Eingemeindung zu werben", sagte Schineller.
Der Oberbürgermeister spielte damit auf das gefühlte Verhältnis
zwischen Schifferstadtern und Speyerern an. Die hiesigen Bauern hatten
früher durchaus einige Vorbehalte gegenüber den Speyerern, die sich in
ihren Augen für „Was Besseres" hielten. |
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Oberbürgermeister Werner Schineller |
Seit Jahrhunderten sind in Speyer
Regierungsbeamte, die Gerichtsbarkeit und die hohe Geistlichkeit zu finden
und wie Schineller erzählte, „die Schifferstadter Marktfrauen mussten die
Speyerer "Madamen" bedienen". Die Bauern hatten ihre eigene Art, damit
umzugehen: „Wann die Katz in die Milch gepinkelt hot, kannschd Kees draus
mache - die Speyerer fressen alles", sollen sie mitunter gesagt haben.
Ein bisschen was vom Stolz auf die
große historische Bedeutung der Stadt Speyer ist dem Oberbürgermeister bei
seinem Besuch in der Adlerstube durchaus anzumerken. Er zeichnet ein
prägnantes Porträt „seiner" Stadt. Von der Römerzeit, als die Stadt als
„Metropolis Germaniae", die Hauptstadt des Germanischen Reiches galt, bis
zu so bedeutenden Ereignissen wie der Protestation auf dem Reichstag 1529,
bei der sich sechs Fürsten und 14 Reichsstädte zum Protestantismus
bekannten, blickte Schineller auf die Geschichte zurück.
Auch in jüngerer Zeit gab es historisch
bedeutende Verbindungen zwischen den beiden Städten: Der
„Separatistenball" in Schifferstadt wurde zum geflügelten Wort. Die
Separatisten, die nach dem Ersten Weltkrieg eine von Bayern unabhängige
Pfalz wollten, hatten in Schifferstadt eine Hochburg, Georg May aus
Schiffferstadt, genannt „Bären May" war einer der führenden Köpfe.
Die Schifferstadter gingen in Speyer
auf die höheren Schulen und in die Tanzschulen und die Speyerer stellten
fest: „Die schönsten Mädchen kommen aus Schifferstadt", so erzählte
Schineller und das fand natürlich allgemeine Zustimmung. Bis heute
schmerzt die Speyerer, dass Schifferstadt einst zum wichtigen Knotenpunkt
der Eisenbahn geworden ist, aber da hätten sich insbesondere die
Mannheimer Händler, die eine direkte Verbindung von Neustadt aus wollten,
durchgesetzt. Mit der S-Bahn sei die Nachbarschaft noch enger geworden.
Eher beiläufig erwähnte Schineller, dass er auch gerne eine Fusion der
Sparkassen Speyer und Schifferstadt gehabt hätte - aber die Entscheidung
sei nunmal anders ausgefallen. In Diskussionsbeiträgen betonten die
Besucher das große Interesse der Schifferstadter am Leben in Speyer.
Schmunzelnd zeigte
Heimatpflege-Vorsitzender Werner Krämer einleitend zum Museumsgespräch
unter dem Motto „Schifferstadt und seine Nachbarn" einige Punkte auf, die
„Altschifferstadter" mit Speyer verbinden: dort kam man zur Welt (was
übrigens heute noch weitgehend zutrifft) - dort ging man zur
weiterführenden Schule , - dort waren Landratsamt, Finanzamt,
Gesundheitsamt, - dort waren die Fachärzte, die Krankenhäuser und andere
Gesunheitseinrichtungen, - dort kaufte man ein, ...... „Und nicht zuletzt
kam von dort auch ein Stück Schifferstadter Wohlstand", erinnerte Krämer
an Arbeitsplätze, die Schifferstadter in der Nachbarstadt fanden oder auch
Stände auf dem Wochenmarkt, auf denen Schifferstadter Erzeugnisse
angeboten wurden. (ghx)
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