Ein Sahnehäubchen
präsentierten der Verein für Heimatpflege und Museumsleiter Gerhard
Sellinger zum Abschluss der Museumssaison am Sonntag: Im Raum für
Frühgeschichte im Obergeschoß konnten verschiedene, in Handarbeit
erstellte Nachbildungen des Alten Rathauses bestaunt werden.
Gleich beim Betreten des Raumes fiel das große, von Werner Scholz aus
Styropor angefertigte Modell ins Auge. „Ich habe das gute Stück für
den Verein der Hundefreunde anlässlich des Rettichfestumzugs 2000
gebaut“, berichtete der 72-Jährige Hobbybastler, der nicht nur die
Idee für diese attraktive Zugnummer hatte, sondern auch viele Wochen
mühevoller Arbeit investierte. Zuerst habe er das „Original“ komplett
vor Ort vermessen, um möglichst maßstabgetreu arbeiten zu können. Die
Styropor-Platten wurden mit von Hand gefertigten Draht-Krampen
miteinander verbunden und bemalt. Das Ergebnis - von Scholz’ beiden
Hunden „Bärle“, einem West-Highland-Terrier, und „Lauser“ einem
Mittelschnauzer gezogen – war selbstverständlich eine Attraktion beim
Rettichfestumzug.
Schlicht und schön, aus unbemaltem Holz, wirkte daneben das von Georg
Jester gebaute Modell, das sich – wie das Werk von Werner Scholz – im
Besitz des Heimatmuseums befindet. Ein Glanzstück der
Ausstellung war das von Heinz Baumgart aus Harthausen mit viel Liebe
zum Detail, ebenfalls im Großmaßstab gefertigte Rathausmodell. „Baumgart
war ein begeisterter Modellbauer, der viele historische Gebäude der
Region detailgetreu nachgebaut hat“, informierte Besitzer Hans-Hermann
Schade. Altersgründe hatten den Hobbykünstler 2003 veranlasst, seinen
Wohnsitz von der Pfalz nach Hessen zu verlegen. Aus diesem Grund hatte
er seine Kunstwerke im Harthausener Tabakschuppen zum Verkauf
angeboten. Der Vater des heutigen Besitzers, der 2007 verstorbene
frühere Beigeordnete Kurt Schade, der auch langjähriges Mitglied im
Verein für Heimatpflege war, hatte das Kunstwerk damals erstanden.
Ein weiteres Glanzstück war das vom Schifferstadter Schreinermeister
Jakob Huber (1891 bis 1962) gefertigte Intarsienbild aus dem Jahr
1960, das sich ebenfalls im Besitz des Heimatmuseums befindet.
Dem Zufall zu verdanken ist wohl die Existenz der beiden Miniaturen
aus Ton, die in Litauen hergestellt werden. „Die Schifferstadter
Friseurfamilie Menrath hatte auf einer Ausstellung in Frankfurt einen
Stand mit Modellen zahlreicher historischer Gebäude entdeckt“,
informierte der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Werner
Krämer. Die von Hannelore Menrath spontan unterbreitete Idee, das
Schifferstadter Rathaus mit in die Produkt-Palette aufzunehmen, wurde
positiv aufgenommen, Zeichnungen wurden nach Litauen geschickt. Das
Projekt drohte beinahe zu scheitern, nachdem erste Werkstücke nicht
zum Gefallen der Initiatoren ausgefallen waren. Die beiden Endprodukte
allerdings sind auf den ersten Blick als Rathaus-Miniaturen zu
erkennen und nach wie vor im Friseursalon Menrath erhältlich.
Eine Kupfertreibarbeit von Alfred Bauer und eine cirka 40 Jahre alte,
aufwändig gemalte Töpferarbeit, die sich im Besitz von Claus May
befindet, zeigen ebenfalls das „Geburtstagskind Altes Rathaus“.
„Unser Museumsleiter Gerhard Sellinger hat mit Hilfe seines
hervorragenden Netzwerkes und seinem kriminalistischen Spürsinn die
Objekte für die heutige Sonderausstellung ausfindig gemacht und
zusammengetragen“, lobte Werner Krämer und verwies gleichzeitig auf
die, ebenfalls von Gerhard Sellinger konzipierte, bereits Ende
Juli/Anfang August im Stadtarchiv gezeigte Ausstellung „Damals“ – Bau
des Alten Rathauses im 16. Jahrhundert“, die der
Modellbau-Präsentation als informative Kulisse diente.
Info: Das Heimatmuseum bleibt bis zum 5. April 2009 geschlossen.
Die nächste Vortragsveranstaltung des Vereins für Heimatpflege findet
am 23. Oktober um 19 Uhr in der Adlerstube statt. Oberarchivrat Dr.
Paul Warmbrunn wird zum Thema „Schifferstadt im 16. und 17.
Jahrhundert“ referieren. |