Interessante Einblicke in unsere Nachbargemeinde Mutterstadt Heimatpflegeverein lud zu weiterem Vortrag in der Reihe „Schifferstadt und seine Nachbarn“ ein

 

Die Geschichte und Entwicklung Mutterstadts und seine Wandlung vom einst landwirtschaftlich geprägten Dorf zur großstadtnahen Wohnsiedlungsgemeinde mit eigener gewerblicher, kultureller und landwirtschaftlicher Substanz waren Inhalt des Referats von Bürgermeister Hans-Dieter Schneider am Donnerstagabend beim Verein für Heimatpflege in der Adlerstube. Die Gemeinde Mutterstadt wird im Lorscher Codex (Codex Laureshamensis) mit dem Eintrag einer Schenkung aus dem Jahr 767 als „Mutherstather Marca“ erstmals urkundlich erwähnt. Inmitten einer seit der frühen Steinzeit besiedelten Dünenlandschaft liegt der Ort westlich der alten Römerstraße, die von Straßburg nach Mainz führte.

Das fruchtbare Ackerland war ein wichtiges Versorgungsgebiet für die Reichsfeste Trifels. Im Dreißigjährigen Krieg wurde das Dorf zerstört und entvölkert.1797 wurde Mutterstadt französisch und Kantonshauptort mit Notariat und Zollstation für weitere 17 Orte und Kantonsgefängnis (heute Seniorentagesstätte). Von 1890 bis 1955 verkehrte in dem Ort eine Lokalbahn, die „Ludwigsbahn“, im Volksmund „Feuriger Elias“ genannt, die Ludwigshafen mit Mutterstadt und Dannstadt verband. Die Schmalspurbahn musste 1955, unter anderem wegen aufkommender Motorisierung, stillgelegt werden.1965 wurden im Wege einer Flurzusammenlegung viele landwirtschaftliche Betriebe ausgesiedelt. Mittlerweile gibt es noch zwölf aktive Landwirte in der Schifferstadter Nachbar-gemeinde.

 

Bürgermeister Hans-Dieter Schneider

Heute präsentiert sich Mutterstadt mit 13.000 Einwohnern (mit Zweitwohnsitz 13.500) als moderne Gemeinde mit neuem Ortskern, vier Kindertagesstätten, zwei Grundschulen, Integrierter Gesamtschule, großer Kreis-Volkshochschule, Kreisbad „Aquabella“, zwei Notariaten, großem Gewerbegebiet und dem Kulturzentrum „Palatinum“. Die im Ortszentrum in den 70er Jahren erbaute „Neue Pforte“ beherbergt Gemeindebücherei und Jugendtreff. Über 70 Vereine bereichern das kulturelle Leben, die traditionelle Mutterstadter Kerwe ist weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus bekannt. Waldfeste finden von Mai bis Juli statt. Im Gewerbegebiet Fohlenweide ist auch Netzleitstelle der Pfalzwerke ansässig. Mutterstadt unterhält Partnerschaften mit Praszka (Polen) seit 2002 und mit Oignies (Frankreich) seit 2004. Zurzeit laufen Verhandlungen mit Naturns in Südtirol. „Auf diesem Wege sind bereits zahlreiche private Kontakte und auch Freundschaften zwischen Mutterstadter Vereinen und Gruppierungen in den Partnerstädten entstanden“, berichtete Hans-Dieter Schneider. Auf Mutterstadter Gelände ist auch der Pfalzmarkt ansässig, einer der größten seiner Art und von den Bürgern der Schifferstadter Nachbargemeinde häufig als „Zentrum des Gemüsegartens Deutschland“ bezeichnet. Bürgermeister Schneider räumte auch ein, dass der Mutterstadter Ortskern nicht gerade einer der attraktivsten sei und daher eine Neugestaltung geplant werde.
Der Vorsitzende der 1980 gegründeten Ortsgruppe Mutterstadt des Historischen Vereins der Pfalz Lutz Bauer informierte im Anschluss über das Museum für Ortsgeschichte im historischen Rathaus und die einzelnen Arbeitsgemeinschaften (Vor- und Frühgeschichte, Heimatforschung, Vereins- und Verbandsgeschichte, Familienforschung, Bildende Kunst allgemein, Pfälzer Kunst und Moderne Kunst), die Bürgern und Berufsgruppen mit historischem und kulturellem Interesse ermöglichen, sich aktiv in der Ortgruppe einzubringen.
Vorrangiges Ziel der Ortsgruppe war, das alte Mutterstadter Rathaus als Museum, Kunstgalerie, Ausstellungs- und Veranstaltungsraum zu nutzen.
Der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Werner Krämer kündigte einen Besuch des Vereins im Mutterstadter Museum an. Der Termin wird noch festgelegt und in Kürze bekannt gegeben.

 

M. Schleicher, Schifferstadter Tagblatt