Verein für Heimatpflege auf Exkursion in die

Landeshauptstadt Mainz

 
 

Bei schönem angenehmen Wetter startete eine rund 25 Personen umfassende Gruppe von Vereinsmitgliedern mit dem Zug in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt, wohl wissend, dass Mainz nicht nur eine Metropole der Fastnacht ist, sondern auch und vor allem seit der Antike eine bedeutende Römerstadt (Monguntiacum) und seit dem Mittelalter mit dem Dom St. Martin und der St. Stephanskirche zwei bedeutende Kirchenbauten aufweist. Leider musste die Schifferstadter Reisegruppe sofort nach der ersten Begegnung mit der Stadtführerin erfahren, dass Mainz nur noch ganz wenige bauliche Überreste aus der Römerzeit aufweist, dafür aber bei allen Tiefbaumaßnahmen auf dem Stadtgebiet auf römische Fragmente bis etwa 500 nach Christus stößt. Mainz war immerhin 500 Jahre eine bedeutende Garnisonsstadt mit all den Einrichtungen, die die römische Zivilisation der Spätantike zu schaffen wusste.

Und so begann die städtische Exkursion mit bedeutenden Funden aus der Schifffahrtsmetropole im „Museum für Antike Schifffahrt“ ganz in der Nähe der Bahnstation Römisches Theater. Mehrere überraschend gut erhaltene spätrömische Kriegsschiffe, bei Tiefbauarbeiten für ein modernes Kaufhaus entdeckt, wurden hier konserviert, Teile ergänzt und, was den Besucher dann ganz besonders in seinen Bann zog, nach den Maßen der aufgefundenen Schiffsfragmente neu erbaut. So konnte man sich die Patrouillen der Römer auf dem Rhein und seinen Nebenflüssen vorstellen, erfuhr Einzelheiten über die Besatzung der Boote vom einfachen Legionär bis zum Kapitän, die Anbringung des Rammsporns am Bug eines Schiffes, Segelmast, Abdichtung der Boote mit verschiedenen Materialien und vieles andere. In der Tat war diese Führung nur ein erstes Kennen lernen, der Interessierte könnte hier weit mehr Zeit investieren wie es bei einer Tages-Exkursion nicht möglich ist.

Heraus aus dem Museum, begaben wir uns zu dem gegenüber liegenden leider durch die Bahnlinie getrennten Römischen Theater. 10 000 Besucher soll dieses Theater gefasst haben; was wir zu sehen bekamen, war nur ein Bruchteil des ehemaligen Gebäudes. Durch das Tor der Zitadelle, die gegen Ende des 17. Jahrhunderts auf dem Windmühlenberg erbaut wurde, gelangten wir zum Drususstein, ein weithin sichtbares Turm-Monument, das für den allseits beliebten römischen Heerführer Drusus von den Mainzer Legionären zum Gedenken errichtet wurde, aber keine sterblichen Überreste des Toten enthielt. Vorbei an der barocken Zitadellenmauer begaben wir uns dann in die Altstadt von Mainz. Am Kirschgarten-Platz bestaunten wir die schmucken Bürgerhäuser in Fachwerk-Bauweise aus dem 16. bis 18. Jahrhundert, von denen jedes Haus einst einen für unsere Ohren „klangvollen“ Namen besaß.

Dann war die Zeit zur Einnahme des Mittagsessens gekommen. Auf der Suche nach einer empfohlenen Gaststätte überquerten wir auch den 50. Grad nördlicher Breite, eine in das Pflaster eingelassene Messingschiene. Gestärkt durch ein gutes Essen und einen kühlen Trank machten wir uns wieder zu Fuß auf zur Kirche St. Stephan, die auf dem höchsten Punkt der Altstadt liegt. Hier erwartete uns die zweite Stadtführerin des Tages. St. Stephan, schon um 1000 n. Chr. vom damaligen Erzbischof Willigis als Kollegiatskirche des Reiches erbaut, wurde dann im 14. Jahrh. zu einem gotischen Gotteshaus umgebaut. Nach der Zerstörung im II. Weltkrieg in den ursprünglichen Außenmauern wieder aufgebaut, erlangte diese Kirche eine neue Wertschätzung durch den Einbau von Fenstern des berühmten Malers Marc Chagall. Der Maler selbst hat insgesamt 9 Fenster eigenhändig von 1973 bis zu seinem Tod 1985 nach Szenen des Alten und Neuen Testaments gestaltet; die restlichen Fenster nach seinem Tod durch seine Schüler. Beim Betreten des Kirchenraums wird der Besucher sogleich vom überwiegend in Blau gehaltenen Farbthema umfangen, so dass dann die wenigen in Rot, Gelb und Grün gehaltenen Szenen besonders wohltuend hervorbrechen.

Wieder durch die Altstadt zurück gelangten wir schließlich zum Dom St. Martin mit seinen sechs Türmen, wobei nicht alle schon zur Erbauungszeit vollständig aufgerichtet waren. Die schon im Jahre 975 durch den bereits erwähnten Erzbischof Willigis im romanischen Stil errichtete Kathedralkirche wurde aber wegen mehrerer Brände erst im Jahre 1236 fertig gestellt und enthält dadurch romanische und gotische Stilmerkmale. Wenn auch der Dom in seiner majestätischen Wirkung über der Altstadt thront, so ist der Zugang zum Dominnern aufgrund der weltlichen Anbauten nur durch enge Passagen möglich, nur die westliche Seite zeigt einen freien Zugang mit zwei kleinen Portalen. Auch der Innenraum mit den vielen quadratischen Säulen, den zahlreichen Grabdenkmälern, dazu den erhöhten Ost- und Westchor und vor allem die in braun-grauer Farbe vermauerten Steine im Innenraum ließ so manchen Vergleich mit dem Dom zu Speyer aufkommen mit dem Ergebnis: Es geht nichts über „unseren Dom“, auch wenn der Willigis-Dom insgesamt ein beeindruckendes kunsthistorisches Bauwerk darstellt. Als sehr wohltuend für die Augen und die Stille wurde dann noch der an die südliche Mauer angebaute gotische Kreuzgang empfunden.

Nach so vielen historischen und kunsthistorischen Eindrücken von der Stadt Mainz, dabei gäbe es noch eine Menge anderer Sehenswürdigkeiten, verlangten Körper und Geist nach einer Erholung, und die fand die Gruppe im Schatten des Domes in einem schönen Cafe bei Gesprächen und „in sich einwirken lassen“ der Domumgebung. Dank der Nutzung des schnellen Regio-Express-Zuges war die Reisegruppe dann nach einer Stunde wieder wohlbehalten in Schifferstadt angekommen.