Das Museumsgespräch „Schifferstadt
und seine Nachbarn“ am vergangenen Mittwochabend im Alten Rathaus war die
erste Veranstaltung des Vereins für Heimatpflege Schifferstadt in diesem
Jahr.
Im Blickpunkt des jährlichen
Programmpunktes stand diesmal Limburgerhof – Referent und Gesprächspartner
war Dr. Peter Kern, seit 2002 Bürgermeister der Schifferstadter
Nachbargemeinde.
„Die eigentliche Entstehung des Limburgerhofes 1930 aus den vier
Gemarkungen von Schifferstadt, Mutterstadt, Neuhofen und Rheingönnheim hat
eine lange Schifferstadter Vorgeschichte“, erläuterte Kern anhand einer
geographischen Karte mit den Gemarkungsgrenzen „Böhlgraben“ und „alter
Speyerer Landstraße“ – einer Römerstraße – an deren Kreuzungspunkt heute
ein Gedenkstein gegenüber dem Burgunderplatz steht. Immer machte Kern in
seinen Ausführungen auf die „alte Mannheimerstraße „ aufmerksam,
beispielsweise wurde sie von Schifferstadter Marktfrauen genutzt, um ihre
Waren nach Mannheim auf den Markt zu bringen. „Da die Verbindung nicht
über die Zollstation Rehhüte führte, bekam die Straße den Beinamen
„schwarzer Weg“, erzählte der Bürgermeister von einer Mutmaßung. Älteste
Teile der Gemeinde sind der „Limburgerhof“ von 1807, entstanden aus dem
Limburger Gut von 1035, das zum Benediktinerkloster Limburg gehörte, die
1590 erstmals erwähnte Rehhütte, an der 1654 eine Zollstation als Grenze
zwischen Kurpfalz und Speyerer Hochstift errichtet wurde und der Kohlhof,
auf dem sich zu Beginn des 18. Jahrhunderts die ersten Mennonitenfamilien
ansiedelten. Auch das Wappen der Gemeinde zeigt ihre Geschichte. Im oberen
Teil ist das gleichschenklige Benediktinerkreuz zu sehen, darunter das
alte Mühlrad der Rehhütte.
Besonders ging der Referent auf die Geschichte des Schlösschens im Park
ein, einem ehemaligen Herrensitz, der 1807 Johann Baptis Biechy gehörte
und um 1825 von den neuen Besitzern Graf du Gräfin Waldner von Freudstein
umgebaut wurde. Nach mehreren Eigentümern, darunter Konrad Reihlen, der in
der Gegend den Anbau von Zuckerrüben einführte und 1849 die Zuckerfabrik „Friedenau“
gründete, wurde das Schlösschen 1899 von der BASF erworben und ab 1902 als
Schule genutzt.
Mit dem Bau der Bahnlinie (Ludwigsbahn) 1847 am äußersten Gemarkungsrand
von Mutterstadt, gab es erste größere Ansiedlungen im Gebiet
„Limburgerhof“, Gründe waren vor allem die mit der Bahn zu erreichende
BASF, die Arbeitsstellen in der Zuckerfabrik und in der 1914 von Carl
Bosch gegründeten landwirtschaftlichen Versuchsstation.
Um die katastrophalen Wohnverhältnisse ihrer Arbeiter zu verbessern, lies
die BASF unter der Leitung von „Backsteingeneral“ Eugen Haueisen im Jahr
1900 zunächst 64 Häuser errichten die als „alte Kolonie“ dabei waren die
Behausungen genau hälftig für katholische und evangelische Bewohner
eingeteilt. Weitere, etwas individuellere 98 Wohnungen folgten 1913 mit
der neuen Kolonie von dem Münchner Städteplaner Professor Theodor Fischer.
„Der Limburgerhof ist keine gewachsene Gemeinde, sondern wurde genau
geplant“, erläutere Dr. Peter Kern diese Infrastruktur des
„Limburgerhofes“, wie die BASF ihr 1899 erworbenes Hofgut nannte.
Neben der Volksschule im Schlösschen für Kinder von Werksangehörigen,
wurde auch eine Simultankirche erstellt und ein Friedhof, allerdings auch
nur für BASF-Angehörige, eingerichtet.
Durch die Zugehörigkeit zu vier verschiedenen Gemeinden, gab es immer mehr
Schwierigkeiten im öffentlichen und sozialen Lebensbereich (Zuständigkeit
beispielweise für Heiraten und Beerdigungen), deshalb wurde ab Beginn der
20 er Jahre nach einer einvernehmlichen Lösung gesucht. Nachdem zunächst
alle vier beteiligten Gemeinden für eine Eingemeindung des Limburgerhofes
in ihre Gemeinden kämpften, wurde Anfang 1930 eine selbstständige Gemeinde
Limburgerhof gegründet. Dazu musste Schifferstadt 345 ha seiner Gemarkung-
und damit den größten territoralen Anteil abtreten, Mutterstadt 255 ha,
Neuhofen 238 ha und Rheingönnheim 63 ha. Gab es um 1900 nur 200 Einwohner
im Gebiet Limburgerhof, sind es heute viele Donauschwaben im Limburgerhof
, sind es heute über 11000, in den 50 Jahren fanden viele Donauschwaben im
Limburgerhof eine neue Heimat- „Sie sind heute eine tragende Säule im
Limburgerhof“- so Kern, der auch sehr stolz auf die „sehr frühe
vorbildliche Ökumene“ seiner Gemeinde ist. „Ich sehe meine ständige
Aufgabe in der Zusammenführung meiner Gemeindemitglieder, da die Leute ja
von überall herkommen“, schloss der Bürgermeisterseinen weitreichenden
Vortrag über lebendige Geschichte ab.
Interessante Zusatzinformationen gab es auch noch im anschließenden
Museumsgespräch mit den rund 60 Besuchern. |