Einblicke in die Wunderwelt der Orgel

mit Christoph Baum und Hubert Mayer

 

Heimatpflegeverein lud zur Orgelführung in die St. Jakobus-Kirche ein

 

Das 150-jährige Jubiläum des Um- und Erweiterungsbaus der Jakobuskirche hat den Verein für Heimatpflege veranlasst, am Dienstagabend zu einer Orgelführung samt kleinem Konzert in das älteste Gotteshaus vor Ort einzuladen. Vorsitzender Werner Krämer verwies eingangs auf die Bedeutung der Religion im Zusammenhang mit den Begriffen Heimat und Identität im Kontext der Geschichte und gab einen kurzen Abriss über die wechselvolle Historie der Jakobuskirche.

Im Anschluss referierte Christoph Baum, langjähriger Organist in St. Jakobus, vor rund 50 interessierten Zuhörern detailliert über Aufbau und Wirkungsweise der Vleugels-Orgel.

 

Äußerlich durch den international bekannten Künstler Jacques Gassmann mit dem Motiv der Jakobsmuschel versehen, verfügt das Instrument über Hauptwerk, Positiv, Schwellwerk und Pedalwerk, wobei das Hauptwerk die kräftigsten und tragfähigsten Register enthält, das Positiv das musikalisch kleinere Pendant zum Hauptwerk bildet, das Schwellwerk ein romantisches Farbelement hinzufügt und das Pedalwerk mit seinen neun Registern dem Orgelklang Kraft und Geltung verleiht. Die aus der Werkstätte der Orgelbau-Manufaktur Vleugels in Baden-Württemberg stammende Orgel, die sowohl gottesdienstlichen als auch konzertanten Zwecken dient, hat insgesamt 2616 klingende Pfeifen, angeordnet in 45 klingenden Registern. Die längste Metallpfeife ist 4,80 Meter lang, die kleinste nur einen Zentimeter. Das Gesamtgewicht des Instruments beträgt elf Tonnen. Die Orgel ist mit elektronischen Setzern ausgestattet, die dem Zweck der Speicherung individuell ausgewählter Klangfarben, so genannter Registrierungen, dient.

 
 

Ausführlich schilderte Christoph Baum die Art und Weise, mit der Töne erzeugt werden und beschrieb die Funktion von Pfeifenwerk, Windladen, Traktur und Spieltisch.

„Das Pfeifenwerk einer Orgel gliedert sich in einzelne Register“, verwies der Referent auf Pfeifenreihen vom tiefsten bis zum höchsten Ton – von der größten bis zur kleinsten Pfeife – die hinsichtlich ihrer Klangfarbe und Lautstärke einheitlich sind. Und da die Manuale der Vleugels-Orgel jeweils 58 Tasten haben, werden für ein Register 58 Pfeifen von verschiedener Tonhöhe, aber von gleicher Bauart, benötigt. „Wenn ich nur ein Register einschalte und nur eine Taste drücke, erklingt auch nur eine Pfeife. Schalte ich aber alle 45 Register, also das volle Werk ein, so erklingen auf einer Taste bereits 45 Pfeifen. Spiele ich einen vierstimmigen Akkord, so sind es bereits 180 Pfeifen“, führte Christoph Baum aus.

Interessiert verfolgten die Zuhörer Baums praktische Vorführungen zum Klang verschiedener Pfeifen, Hubert Mayer spielte zu den verschiedenen Ausführungen die passenden Hörbeispiele an.

Den großartigen Klang der Vleugels-Orgel konnten die Zuhörer im Anschluss an die theoretischen Ausführungen bei einem kleinen Konzert erleben. Hubert Mayer, ebenfalls langjähriger Organist in St. Jakobus, spielte „Thema mit Variationen“, eine Komposition von Marco Enrico Bossi mit sieben Variationen und abschließender Fuge, sowie die „California Wine Suite“ von Hans Uwe Hielscher, einem zeitgenössischen Komponisten, der 1945 geboren wurde und derzeit in Wiesbaden lebt.

 

Monika Schleicher, Schifferstadter Tagblatt