Hammer, Amboss und Eisen erklingen nach alter Weise

 

Im Adlerhof wird am Samstag den 29.09.07, 15Uhr das Hufschmiede-Handwerk wieder lebendig

 

Fingerspitzengefühl ist notwendig, wenn das Hufeisen mit Nägeln im Pferdefuß befestigt wird, wie hier von Ludwig Pfeifer aus der Burgstraße demonstriert. Pfeifer hatte 1930 die Gesellenprüfung im Huf- und Wagenschmiede-handwerk bei dem Hufschmied Georg Lehr am Schillerplatz mit Erfolg abgelegt. Nachdem er bis zum 2.Weltkrieg bei Lehr als Hufschmied tätig war, war er nach Krieg und Gefangenschaft nur noch im Nebenerwerb in diesem Handwerk tätig.

 

 

Nachdem in der Reihe "Lebendiges Museum" im September 2003 in der ehemaligen Schmiede von Fritz Hoffmann in der Iggelheimer Straße von Erich Armbrüster ein Hufeisen geschmiedet wurde, erfolgt nun am Samstagnachmittag im Adlerhof die Beschlagung eines Pferdes. Schon bei der Veranstaltung vor vier Jahren war von zahlreichen Besuchern der Wunsch geäußert worden, nach der Anfertigung eines Hufeisens auch den Hufbeschlag eines Pferdes in der Öffentlichkeit vorzuführen. Da der Verein für Heimatpflege sich den alten Handwerkstechniken verpflichtet fühlt, erfolgt nun mit dem Hufbeschlag eine weitere Darstellung eines dörflichen Handwerks aus früherer Zeit.

 

Der Hufbeschlag musste erfunden werden, weil die Pferde früher ohne Hufbeschlag auf hartem Boden eingesetzt wurden, was zu einer abnormen Abnutzung des natürlichen Hornes und damit zur Lahmheit und Unbrauchbarkeit des Pferdes führte. Die Pferde brauchten einen Hufbeschlag, der ihnen gleichzeitig auch einen besseren Halt und Gleitschutz gab. Offensichtlich kam das Hufeisen aber erst so richtig in Gebrauch, als es wirklich notwendig wurde, nämlich als ein Netz von Straßen einen immer größeren Teil des Reise- und Transportverkehrs aufnahm. Wenn der eigentliche, genagelte Beschlag erfunden worden ist, bleibt umstritten. Sicher ist, dass das eigentliche Hufeisen seinen Ursprung in Europa hat. Freilebende Pferde brauchen keinen Hufbeschlag, da bei ihnen das Hufhorn in gleichem Maße nachwächst wie es sich abnutzt.

 

Inzwischen ist die Arbeit des Hufschmiedes schon fast zu einer Wissenschaft geworden und erfordert neben einem Paar kräftiger Fäuste viel Fingerspitzengefühl und exakte Kenntnisse über die Anatomie und den Bewegungsmechanismus des Pferdefußes. Schon das Beschlagen eines völlig normal gewachsenen Hufes für den normalen Gebrauch hat seine Tücken, darum ist Respekt angebracht. Der Hornschuh des Pferdes ist schließlich kein Hornklotz, in dem man wahllos Hufnägel einschlagen kann, sondern er erhält Weichteile und Blutgefäße, die dementsprechend zu behandeln sind. Nachdem das alte Hufeisen und alle Nägel entfernt sind, wird das Hufeisen mit der Unterseite des Hufes aufgelegt und bei Bedarf mittels Hammer und Amboss zugerichtet (geschmiedet), um es dem Huf in Breite und Form exakt anzupassen. Damit das Hufeisen genau auf dem Huf aufliegt, wird es vor der Bearbeitung stark erhitzt, geformt und dann noch heiß auf den Huf aufgepasst, um damit noch vorhandene Unebenheiten im Horn zu glätten. Dann wird das Eisen gekühlt und aufgenagelt. Durch das Aufbrennen entstehen dem Pferd bei richtiger Handhabung keine Schmerzen, allerdings erschrecken manche Pferde vor dem aufsteigenden Qualm. Hufschmied kann man nur werden, wenn man die Prüfung an einer staatlichen Hufbeschlagschule bestanden hat.

 

Für die Veranstaltung am Samstagnachmittag stellt der Reit- und Fahrverein Schifferstadt ein Pferd zur Verfügung . Der Hufbeschlag, der von Hufschmied Günther Storck aus Dannstadt durchgeführt wird, dauert ungefähr eine Stunde und beginnt um 15 Uhr im Adlerhof. Herzliche Einladung ergeht an alle Interessierte. Für Kinder wird Norbert Eckel am Nachmittag mit seinem Planwagen kostenlose Fahrten durch die Innenstadt durchführen. –gs