Goldener Hut auch als Replik ein ganz besonderes Exemplar

Neu vergoldet der Öffentlichkeit präsentiert – Heimatpflege-Vorsitzen-der Krämer: „Behutsamer Umgang mit religiösem Artefakt von Nöten“

 

Er erstrahlt in völlig neuem Glanz, der galvanisierte Abdruck des Schifferstadter Goldhutes. Rund 30 interessierte Bürger, darunter der Präsident des Lions-Clubs Schifferstadt- Goldener Hut Egon Heberger, sein Stellvertreter Walter Schäfer, Gründungspräsident Wolf Meischner und Sekretär Klaus Kapp, der Ehrenvorsitzende des Heimatpflegevereins Theo Magin sowie Heimatforscher Kurt E. Kocher aus Dannstadt-Schauernheim hatten sich am Sonntagvormittag im Heimatmuseum eingefunden, um die neu vergoldete Replik in Augenschein zu nehmen. Der Vorsitzende des Heimatpflegevereins Werner Krämer bezog sich eingangs auf die lange Odyssee des Goldhutes von seiner Auffindung am 29. April 1835 bis zur endgültigen Aufbewahrung in der vorgeschichtlichen Abteilung des Historischen Museums der Pfalz in Speyer. Krämer dankte dem Lions-Club Schifferstadt-Goldener Hut, der die Kosten für die Vergoldung übernommen hatte und erinnerte an das Engagement des  Clubs 2004 bei der Aufstellung einer Informationstafel durch den Verein für Heimatpflege am Fundacker. Ausführlich ging der Vorsitzende des Heimatpflegevereins auch auf die Bedeutung und den Verwendungszweck des bronzezeitlichen Goldkegels ein (wir berichteten bereits).

„Die Exponate der Bronzezeit öffnen ein Fenster in eine Zeit, in der wesentliche Grundentscheidungen getroffen wurden, die den Übergang von den Jägern und Sammlern zu Bauern markieren und das Sesshaft-Werden des Menschen, die Einrichtung von Dörfern und Städten dokumentieren, mit Auswirkungen bis in die heutige Zeit “, begründete Werner Krämer das Ansinnen, jener geschichtlichen Epoche besondere Aufmerksamkeit zu schenken. So übten die bronzezeitlichen Exponate sowohl eine gewisse Faszination als auch eine gewisse Suggestion auf ihre Betrachter aus. Dennoch müsse man die Objekte aus der Zeit von 2200 bis 1200 vor Chr. in ihrem zeitlichen und räumlichen Zusammenhang sehen, insbesondere im Hinblick auf die Frage, weshalb der Goldhut speziell in unmittelbarer Nähe des heutigen Schifferstadt „bestattet“ wurde. Große Aufklärung werde von der Auswertung der bei der Verlegung der EPS-Pipeline von Ludwigshafen

 

 

bis nach Bayern mit 130 Fundstellen und über 40 Tonnen Material erwartet. „Der Raum zwischen Schifferstadt und Böhl-Iggelheim bis nach Frankenthal war bereits zur Bronzezeit ein dicht besiedeltes Gebiet, quasi eine Metropolregion“, hob Werner Krämer hervor. So könne man mit hoher Wahrscheinlichkeit auch davon ausgehen, dass der Träger des Goldenen Hutes – ein hoher Würdenträger – im Raum Schifferstadt ansässig war.

 

Behutsamkeit und Einfühlsamkeit walten lassen

 

Als Religions- und Symbolgut stelle der Goldut offenbar tatsächlich ein abstraktes Bild einer Gottheit dar, so Krämer weiter. Daher sei es wichtig, behutsam und einfühlsam mit dem bronzezeitlichen Artefakt umzugehen, bei allen Aktionen die im Zusammenhang mit der Historie gestartet werden.  „Wir müssen Sorge dafür tragen, dass der Goldene Hut nicht der Lächerlichkeit anheimfällt“, zitierte Werner Krämer ein verdientes Mitglied des Heimatpflegevereins und ergänzte: „Wir wären bestimmt sehr verärgert, wenn unsere Nachfahren in 1000 Jahren Kreuze, Monstranzen, Taufgeschirre oder ähnliches nutzten, um damit sehr weltliche Aufgaben zu bestreiten“.

Sehr gerne habe sich der Lions-Club Schifferstadt-Goldener Hut bereit erklärt, die finanziellen Mittel für eine erneute Überarbeitung des Exponates zur Verfügung zu stellen“, betonte der amtierende Präsident Egon Heberger. Es sei selbstverständlich gewesen, dass der Lions-Club diese Aufgabenstellung unterstützt, daher habe man auch keinerlei Überzeugungsarbeit leisten müssen, ergänzte Heberger, auf die Namensgebung der Organisation mit Mitgliedern aus und rund um Schifferstadt verweisend.

Der Heimatforscher Kurt E. Kocher (er referierte bereits 1981 auf Einladung des Vereins für Heimatpflege über die Bedeutung der Ornamentik des bronzezeitlichen Fundes) bezog sich in seinen Ausführungen auf den Zusammenhang des Goldenen Hutes von Schifferstadt und der Kalenderanlage an dem einst von ihm entdeckten Queckbrunnen. So habe in vorgeschichtlicher Zeit vom Queckbrunnen aus eine Prozessionsstraße zum Donnersberg geführt. Verglichen mit der Kulturentwicklung in der Metropolregion Rhein-Neckar bezeichnete Kocher die „hochgelobten Funde“ von Nebra und Goseck als „bescheiden“.  „Warten wir doch mit dem Goldenen Hut mit Mond- und Sonnenkalender, mit Schaltjahr und 19-jährigem Meton-Zyklus und dem Queckbrunnen als Tatstation einer vorgeschichtlichen Kalenderanlage mit 40 Kilometern Durchmesser auf“ begründete er seine These, nach der Goldene Hut einen Jahreskalender in Dekaden anzeigt, die drei beigelegten Bronzebeile für die Dreiteilung des Jahres in drei mal vier Monate sprechen.

Eine von Museumsleiter Gerhard Sellinger erstellte Dokumentationstafel, unter anderem mit Original-Tagblatt-Ausschnitten, eine Sammlung von Darstellungen des Goldenen Hutes durch Schifferstadter Künstler aus dem Besitz von Heimatpflege-Vorstandsmitglied Maria Häußler-Waldmann sowie ein Gedicht aus der Feder der inzwischen 89-jährigen Maria Rebitzer, vorgetragen vom stellvertretenden Vorsitzenden des Heimatpflegevereins Hans Gerstner, ergänzten die Präsentation.

M.Schleicher, Schifferstadter Tagblatt