Der Original - Goldene Hut in Schifferstadt  14.Sept.2008

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"Ikone der Bronzezeit" lockte zahlreiche Besucher in das Alte Rathaus und das Heimatmuseum


Neuste Erkenntnisse in Buchform präsentiert – Informationen am Originalfundort Kunstausstellung im Museum

Ein goldener Hut in überdimensionaler Form, 2007 von Willi Magin und Karl Pfeifer für den Umzug anlässlich des Rheinland-Pfalz-Tages gebaut, stand gestern am Treppenaufgang des Alten Rathauses und kündigte ein für Schifferstadt, den Kreis und die Region großartiges Ereignis an: Anlässlich des Tages des Offenen Denkmals kehrte das Wahrzeichen Schifferstadts, der Goldene Hut, zum fünften Mal an seine Ursprungsstätte zurück. "Er läuft allem den Rang ab, was in der Region Bedeutung hat", urteilte Landrat Werner Schröter bei der Eröffnung der Ausstellung über den um 1300 vor Chr. entstandenen Goldblechkegel und Kreisbeigeordneter Michael Elster ergänzte: "Wir im Rhein-Pfalz-Kreis und seiner heimlichen Hauptstadt sind stolz, heute einen Fund von internationaler Bedeutung vorstellen zu dürfen". Beide brachten ihre besondere Freude darüber zum Ausdruck, dass es gelungen sei, durch das Zusammenwirken verschiedener Gremien den bedeutendsten Fund aus der Bronzezeit nach vielen Jahren wieder in seine Heimatstadt zu holen und dankten allen, die für die Organisation der Ausstellung verantwortlich zeichneten. Weitere Dankesworte galten dem Verein für Heimatpflege, dessen Vorsitzenden Werner Krämer und langjährigem "Motor" Theo Magin, und der Kreissparkasse Rhein-Pfalz-Kreis, dem Hauptsponsor der Publikation "Der Goldene Hut von Schifferstadt" aus der Feder von Dr. Lothar Sperber und Prof. Dr. Frank Falkenstein, die ebenfalls am Sonntag durch Dr. Sperber erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.

Als ein "besonderes Ereignis für alle Bürger Schifferstadts und Gäste aus der Region" wertete Bürgermeister Klaus Sattel die Präsentation des Originals des Schifferstadter Wahrzeichens anlässlich des Tages des Offenen Denkmals im Alten Rathaus, das als Schifferstadter Kulturdenkmal in diesem Jahr seinen 450. Geburtstag feiert.
"Dies ist ein herrlicher Tag für die Kultur und das kulturelle Erbe", konstatierte der Leiter des Historischen Museums der Pfalz, Dr. Alexander Koch und ergänzte, dass es keine Kleinigkeit gewesen sei, die Rückkehr der "Ikone der Bronzezeit" für einen Tag an ihren Heimatort zu organisieren. Man habe zu diesem Zweck pragmatisch zusammengearbeitet, alle beteiligten Stellen hätten bestens kooperiert.

Mysterium entschlüsselt: Neueste Erkenntnisse über den Goldenen Hut in Buchform

Als ein "Objekt, an das er sich – nachdem er 1980 an das Historische Museum in Speyer gekommen war – lange nicht herangetraut hatte – bezeichnete Dr. Lothar Sperber bei der Präsentation der von ihm gemeinsam mit Prof. Dr. Frank Falkenstein, der mit einem Team der Universität Heidelberg 2006 wissenschaftliche Untersuchungen an der Fundstelle in der Gewanne Reuschlache vorgenommen hatte, verfassten Publikation den Goldhut. Erst ein Mitte der 90er Jahre erschienener Aufsatz von Dr. Sabine Gerloff, in dem schlüssig dargelegt wurde, dass es sich bei den "Hüten vom Typus Schifferstadt" – nur vier Kegelhüte dieser Art sind weltweit bekannt – tatsächlich um Zeremonialhüte handelt, habe Mitte der 90er Jahre eine völlig neue Ausgangssituation geschaffen. Als Träger der Goldhüte nannte Dr. Sperber eine Gruppe priesterlicher Weiser innerhalb einer profanen Oberschicht, wobei die profanen Herren nur "lokale Macht" besaßen, während die Träger der Goldhüte überregionale Authorität innehatten und damit bereits eine Rolle vorwegnahmen, die ein rundes Jahrtausend später im späten Keltentum die Druiden erfüllten.
Vorstellungen über das Ende des Phänomens der Goldhüte ansprechend, verwies der Sperber auf "sehr unruhige Zeiten im 10. und 9. Jahrhundert vor Christus", in der neue Herrengeschlechter zur Macht aufstiegen, die eine Art "Gott-Königtum" (Vereinigung sakraler und profaner Macht) anstrebten. "Die Träger der Goldhüte glaubten, dies nicht dulden zu können, was sie wohl auch veranlasste, die Hüte nicht mehr zu tragen, sie aus dem Verkehr zu ziehen und zu vergraben", ergänzte Dr. Sperber.

Der Goldene Hut in den Augen der Künstler - Originalfundort und moderne Methoden der Archäologie

Als Publikumsmagnet erwies sich auch die unter der Federführung von Maria Häußler-Waldmann konzipierte Ausstellung "Künstler sehen den Goldenen Hut", die ab 12 Uhr im Raum für Vor- und Frühgeschichte des Heimatmuseums, wo sich auch die Nachbildung des Goldenen Hutes befindet, zu sehen war. 15 Gemälde zeigten das Schifferstadter Wahrzeichen in verschiedenen Stilrichtungen. Neben Werken von Hubert Gems, Martin Eckrich und Bemd Koblischeck, Jochen Frisch und Daniela Klein waren auch Bilder weiterer Künstler, die anlässlich einiger Sommer-serenaden als Drucke erschienen sind sowie eine kleine Skulptur Teil der Ausstellung.
Sehr gute Resonanz fand das Angebot, mit dem Pendelbus den Fundort des Goldenen Hutes in der Gewanne Reuschlache unweit der Mutterstadter Straße zu besuchen. Vor Ort informierte Museumsleiter und Stadtarchivar Gerhard Sellinger unter anderem über die Grenzen des alten Ortskerns im Jahr 1835, zu der Zeit, als der Hut gefunden wurde, über ein in der Nähe befind- liches Urnengräberfeld aus der späten Bronzezeit und den Queckbrunnen, der nachweislich bereits vor 2500 Jahren benutzt wurde. Die mit nahezu hundertprozentiger Sicherheit festgestellte Fundstelle des Goldenen Hutes war mit einer roten Fahne markiert. Martin Posselt, Archäologe aus Bad Vilbel, demonstrierte anhand eines Magnetometers über die Möglichkeiten der zerstörungsfreien Suche nach archäologischen Funden und informierte ergänzend über den Einsatz von Bodenradar, Geomagnetik und Geoelektrik. Ergänzend dazu konnten sich Interessierte im Erdgeschoß des Alten Rathauses eine Filmvorführung ansehen. Führungen im Heimatmuseum, eine Stadtführung und eine Besichtigung des Alten Rathauses mit
Hans Magin rundeten das Angebot ab. Zur Erinnerung an den fünften Aufenthalt des Goldenen Hutes in seiner Heimatstadt konnten am Stand des Stadtmarketings Münzen, Schlüsselan-hänger und Schifferstadter Postkarten erworben werden. Das Tee- und Weinhaus Müller kredenzte "Goldenen-Hut-Sekt".

Info: Das Original des Goldenen Hutes ist in der Sammlungsausstellung "Urgeschichte" im Historischen Museum der Pfalz in Speyer von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr zu sehen.
Die von Dr. Sperber und Prof. Falkenstein verfasste Publikation kann per E-Mail unter info@museum.speyer.de bestellt oder im Museumsshop zum Preis von 13,80 Euro erworben
werden.

Schifferstadter Tagblatt, Schleicher

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