Neuste Erkenntnisse in Buchform präsentiert – Informationen am
Originalfundort Kunstausstellung im Museum
Ein goldener Hut in
überdimensionaler
Form, 2007 von Willi Magin und Karl Pfeifer für den Umzug anlässlich des
Rheinland-Pfalz-Tages gebaut, stand gestern am Treppenaufgang des Alten
Rathauses und kündigte ein für Schifferstadt, den Kreis und die Region
großartiges Ereignis an: Anlässlich des Tages des Offenen Denkmals kehrte
das Wahrzeichen Schifferstadts, der Goldene Hut, zum fünften Mal an seine
Ursprungsstätte zurück. "Er läuft allem den Rang ab, was in der Region
Bedeutung hat", urteilte Landrat
Werner Schröter bei der Eröffnung der
Ausstellung über den um 1300 vor Chr. entstandenen Goldblechkegel und
Kreisbeigeordneter Michael Elster ergänzte: "Wir im Rhein-Pfalz-Kreis und
seiner heimlichen Hauptstadt sind stolz, heute einen Fund von
internationaler Bedeutung vorstellen zu dürfen". Beide brachten ihre
besondere Freude darüber zum Ausdruck, dass es gelungen sei, durch das
Zusammenwirken verschiedener Gremien den bedeutendsten Fund aus der
Bronzezeit nach vielen Jahren wieder in seine Heimatstadt zu holen und
dankten allen, die für die Organisation der Ausstellung verantwortlich
zeichneten. Weitere Dankesworte galten dem Verein für Heimatpflege, dessen
Vorsitzenden Werner Krämer und langjährigem "Motor" Theo Magin, und der
Kreissparkasse Rhein-Pfalz-Kreis, dem Hauptsponsor der Publikation "Der
Goldene Hut von Schifferstadt" aus der Feder von
Dr. Lothar Sperber und
Prof. Dr. Frank Falkenstein, die ebenfalls am Sonntag durch Dr. Sperber
erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wurde.
Als ein "besonderes Ereignis für alle Bürger Schifferstadts und Gäste aus
der Region" wertete Bürgermeister Klaus Sattel die Präsentation des
Originals des Schifferstadter Wahrzeichens anlässlich des Tages des
Offenen Denkmals im Alten Rathaus, das als Schifferstadter Kulturdenkmal
in diesem Jahr seinen 450. Geburtstag feiert.
"Dies ist ein herrlicher Tag für die Kultur und das kulturelle Erbe",
konstatierte der Leiter des Historischen Museums der Pfalz,
Dr. Alexander
Koch und ergänzte, dass es keine Kleinigkeit gewesen sei, die Rückkehr der
"Ikone der Bronzezeit" für einen Tag an ihren Heimatort zu organisieren.
Man habe zu diesem Zweck pragmatisch zusammengearbeitet, alle beteiligten
Stellen hätten bestens kooperiert.
Mysterium entschlüsselt: Neueste
Erkenntnisse über den Goldenen Hut in Buchform
Als ein "Objekt, an das er sich –
nachdem er 1980 an das Historische Museum in Speyer gekommen war – lange
nicht herangetraut hatte – bezeichnete Dr. Lothar Sperber bei der
Präsentation der von ihm gemeinsam mit Prof. Dr. Frank Falkenstein, der
mit einem Team der Universität Heidelberg 2006 wissenschaftliche
Untersuchungen an der Fundstelle in der Gewanne Reuschlache vorgenommen
hatte, verfassten Publikation den Goldhut. Erst ein Mitte der 90er Jahre
erschienener Aufsatz von Dr. Sabine Gerloff, in dem schlüssig dargelegt
wurde, dass es sich bei den "Hüten vom Typus Schifferstadt" – nur vier
Kegelhüte dieser Art sind weltweit bekannt – tatsächlich um Zeremonialhüte
handelt, habe Mitte der 90er Jahre eine völlig neue Ausgangssituation
geschaffen. Als Träger der Goldhüte nannte Dr. Sperber eine Gruppe
priesterlicher Weiser innerhalb einer profanen Oberschicht, wobei die
profanen Herren nur "lokale Macht" besaßen, während die Träger der
Goldhüte überregionale Authorität innehatten und damit bereits eine Rolle
vorwegnahmen, die ein rundes Jahrtausend später im späten Keltentum die
Druiden erfüllten.
Vorstellungen über das Ende des Phänomens der Goldhüte ansprechend,
verwies der Sperber auf "sehr unruhige Zeiten im 10. und 9. Jahrhundert
vor Christus", in der neue Herrengeschlechter zur Macht aufstiegen, die
eine Art "Gott-Königtum" (Vereinigung sakraler und profaner Macht)
anstrebten. "Die Träger der Goldhüte glaubten, dies nicht dulden zu
können, was sie wohl auch veranlasste, die Hüte nicht mehr zu tragen, sie
aus dem Verkehr zu ziehen und zu vergraben", ergänzte Dr. Sperber.
Der Goldene Hut in den Augen der
Künstler - Originalfundort und moderne Methoden der Archäologie
Als Publikumsmagnet erwies sich auch die
unter der Federführung von Maria Häußler-Waldmann konzipierte Ausstellung
"Künstler sehen den Goldenen Hut", die ab 12 Uhr im Raum für Vor- und
Frühgeschichte des Heimatmuseums, wo sich auch die Nachbildung des
Goldenen Hutes befindet, zu sehen war. 15 Gemälde zeigten das
Schifferstadter Wahrzeichen in verschiedenen Stilrichtungen. Neben Werken
von Hubert Gems, Martin Eckrich und Bemd Koblischeck, Jochen Frisch und
Daniela Klein waren auch Bilder weiterer Künstler, die anlässlich einiger
Sommer-serenaden als Drucke erschienen sind sowie eine kleine Skulptur
Teil der Ausstellung.
Sehr gute Resonanz fand das Angebot, mit dem Pendelbus den
Fundort des
Goldenen Hutes in der Gewanne Reuschlache unweit der Mutterstadter Straße
zu besuchen. Vor Ort informierte Museumsleiter und Stadtarchivar Gerhard
Sellinger unter anderem über die Grenzen des alten Ortskerns im Jahr 1835,
zu der Zeit, als der Hut gefunden wurde, über ein in der Nähe befind-
liches Urnengräberfeld aus der späten Bronzezeit und den Queckbrunnen, der
nachweislich bereits vor 2500 Jahren benutzt wurde. Die mit nahezu
hundertprozentiger Sicherheit festgestellte Fundstelle des Goldenen Hutes
war mit einer roten Fahne markiert. Martin Posselt, Archäologe aus Bad
Vilbel, demonstrierte anhand eines Magnetometers über die Möglichkeiten
der zerstörungsfreien Suche nach archäologischen Funden und informierte
ergänzend über den Einsatz von Bodenradar, Geomagnetik und Geoelektrik.
Ergänzend dazu konnten sich Interessierte im Erdgeschoß des Alten
Rathauses eine Filmvorführung ansehen. Führungen im Heimatmuseum, eine
Stadtführung und eine Besichtigung des Alten Rathauses mit
Hans Magin rundeten das Angebot ab. Zur Erinnerung an den fünften
Aufenthalt des Goldenen Hutes in seiner Heimatstadt konnten am Stand des
Stadtmarketings Münzen, Schlüsselan-hänger und Schifferstadter Postkarten
erworben werden. Das Tee- und Weinhaus Müller kredenzte
"Goldenen-Hut-Sekt".
Info: Das Original des Goldenen Hutes
ist in der Sammlungsausstellung "Urgeschichte" im Historischen Museum der
Pfalz in Speyer von Dienstag bis Sonntag jeweils von 10 bis 18 Uhr zu
sehen.
Die von Dr. Sperber und Prof. Falkenstein verfasste
Publikation kann per
E-Mail unter info@museum.speyer.de bestellt oder im Museumsshop zum Preis
von 13,80 Euro erworben
werden. |