Der Goldene Hut – seit Gründung des Heimatpflegevereins im Fokus engagierter Mitglieder

 

Aktionen – Ausstellungen – Forschungsarbeit – Veröffentlichungen und vieles mehr

 

175 Jahre ist es her, seit der Goldene Hut, eines der bedeutendsten Religionsdenkmäler der alteuropäischen Bronzezeit, von dem Taglöhner Jakob Geimer auf dem Acker des Bauern und Glasers Joseph Eckrich in der Gewanne Reuschlache im Norden der Schifferstadter Gemarkung gefunden wurde. Weder Finder noch die unmittelbar mit dem Fund beschäftigten Amtspersonen der Gemeinde und des Landcommissariats Speyer ahnten damals um die historische Bedeutsamkeit des Goldblechkegels, der zunächst nach Speyer verbracht, von dort aus nach München versandt und auf königlichen Befehl der „Akademie der Wissenschaften“ übergeben wurde. Am Fundort Schifferstadt wurde es für ein ganzes Jahrhundert still um den Goldenen Hut.

1926 wurde der Verein für Heimatpflege gegründet und man war sich im Vorstand schon sehr bald klar, dass der Goldene Hut als wichtigster archäologischer Boden-fund in die Region zurückkehren müsse. „Ersten Überlegungen zu-folge sollte ein Abguss hergestellt werden, um ihn in der Sammlung zu präsentieren“, informierte der stell-vertretende Vorsitzende des Heimat-pflegevereins Hans Gerstner im Gespräch mit dem Tagblatt. Doch angesichts der für den Verein viel zu hohen Kosten von 30 Reichsmark wurde wieder davon abgesehen. 1928 referierte Dr. Grünewald aus Speyer in Schifferstadt über den Goldblechkegel und brachte einen Gipsabdruck des bedeutenden Fundes mit, der dann bis 1982 Teil der Sammlung war. Erst dann wurde – infolge der Einrichtung des neuen Heimatmuseums im Adlergebäude – eine Kopie des Goldenen Hutes als galvanisierter Abdruck angeschafft und in den neuen Räumlichkeiten präsentiert.

 

Das Original, das in den 30er Jahren nach Speyer zurückgegeben wurde, kehrte auf Initiative des Heimatpflegevereins erstmals 1935 für wenige Stunden nach Schifferstadt zurück, in Folge noch drei weitere Male (1956, 1968 – anlässlich der 1100-Jahr-Feier der Stadt – und 1982 – anlässlich der Neueinrichtung des Heimatmuseums). Letztmals war die Ikone der Bronzezeit auf Initiative des Rhein-Pfalz-Kreises in Zusammenarbeit mit dem Verein für Heimatpflege 2008 anlässlich des Tages des offenen Denkmals im Alten Rathaus ausgestellt.

„Der Heimatpflegeverein hat sich schon sehr früh bemüht, auf Festen anderer Vereine und auf dem Schifferstadter Rettichfest mit dem Motiv des Goldenen Hutes mitzuwirken“, unterstrich Hans Gerstner. So marschierten bereits 1936 Eugen und Joseph Bast, Georg Kamb und Otto Weißenmayer mit einer Goldenen Hut-Atrappe beim Rettichfestumzug mit. Auch in späteren Jahren stand der Goldhut ebenfalls im Mittelpunkt beim Gestalten von Wagen und Fußgruppen der Heimatpflege bei Festzügen. Beim Umzug in der Nachbargemeinde Otterstadt, anlässlich des Karpfenfestes, war der Verein mit dem „Schifferstadter Wahrzeichen“ auch schon vertreten. „Die Heimatpfleger waren es auch, die sich um die Herausgabe von Bildpostkarten mit dem Motiv des Goldenen Hutes bemühten“, ergänzte der stellvertretende Vorsitzende. Zahlreiche Veröffentlichungen – vor dem 2. Weltkrieg in den „Heimatklängen“ und ab 1950 in der Reihe „Schifferstadter Heimat“ im Tagblatt hatten sich mit dem Thema „Goldener Hut“ beschäftigt.

Der Verein organisierte außerdem Vortragsveranstaltungen (1981 von Kurt E. Kocher, 1982 von Dr. Wilfried Menghin und Lorenz Eckrich), die sich unter anderem mit der Symbolik des Goldhutes befassten.

1979 sagte der damalige Bürgermeister Josef Sold auf Betreiben des Heimatpflegevereins zu, den Fundacker des Goldhutes in den Besitz der Stadt zu bringen, zumal dort ein Gedenkstein aufgestellt werden sollte, der an das historische Ereignis erinnert. Dieses Vorhaben wurde 1985 auf Initiative des Vereins – mit Unterstützung von Sponsoren – in die Tat umgesetzt. Am 26. September 2002 wurde auf Veranlassung des Heimatpflegevereins am Heimatmuseum (Nordseite) ein großes Schild mit dem Motiv des Goldenen Hutes angebracht.

„Schließlich wären noch eine Reihe engagierter Mitglieder zu nennen, die sich um den historischen Fund besonders verdient gemacht haben“, ergänzte Hans Gerstner. So fertigten Lorenz Eckrich (früherer Vorsitzender und Museumsleiter) und seine Frau Liesel (Vorstandsmitglied) Keramikteller mit dem Motiv des Goldenen Hutes, Lothar Magin pflanzte eine Linde am Gedenkstein und pflegte den jungen Baum drei Jahre lang, Vorstandsmitglied Walli Becker kreierte zusammen mit Liesel Eckrich ein Blätterteiggebäck in Form des Goldhutes. Auf Betreiben der Heimatpfleger und Dr. Lothar Sperber wurde auch der Kontakt zu Prof. Dr. Frank Falkenstein aus Heidelberg hergestellt, der die neuesten Ausgrabungen am Fundort durchführte. 

Und nicht zuletzt ist es dem Verein für Heimatpflege, seinem früheren Vorsitzenden Theo Magin und einer Reihe von Sponsoren zu verdanken, dass in der Nähe des Fundortes eine große Hinweistafel errichtet werden konnte.

 

M.Schleicher, Schifferstadter Tagblatt