Schifferstadt zur Zeit
der Französischen Revolution
Museumsgespräch des Vereins für Heimatpflege in Adlerstube
Einen sehr interessanten Einblick in die
Schifferstadter Geschichte zur Zeit der Französischen Revolution bot am
Donnerstag abend das Museumsgespräch des Vereins für Heimatpflege in der
vollbesetzten Adlerstube. Hauptreferent war Theo Magin, Ehrenbürger der
Stadt Schifferstadt. Er informierte anhand von überlieferten Dokumenten
und Zeugenaussagen über Auswirkungen dieser sehr unruhigen und umtriebigen
Zeit.
Nachdem sich die revolutionären Kräfte 1789 mit dem
Sturm der Bastille und anderen Eingriffen durchgesetzt hatten, galt es,
das republikanische Ideengut auch nach Deutschland zu bringen.
Kriegerische Auseinandersetzungen mit Preußen und Österreich waren die
Folge. Gerade die Pfalz war ein sehr umkämpftes Gebiet, das bis zu
sechsmal zwischen den Kriegsparteien hin- und hergerissen wurde.
Die erste Welle von Unruhen im damaligen Hochstift
Speyer erreichte die Pfalz bereits 1789, als die Pariser Vollversammlung
den Übergriff auf die linksrheinischen Gebiete anordnete. Die deutschen
Landesherren hofften durch den Aufbau einer Armee, die revolutionären
Ansinnen im Keim ersticken zu können. Dieser Plan scheiterte jedoch. 1792
begannen die Koalitionskriege. Theo Magin informierte, dass Schifferstadt
über Jahre hinweg Kriegsschauplatz gewesen war, da die Nachbarstadt Speyer
als Bischofssitz eine wichtige Stadt und daher sehr begehrt war. Der
Referent zitierte u.a. Johann Georg Stoeckinger, den damaligen Pfarrer von
St. Jakobus, der in späteren Kriegsjahren von schweren feindlichen
Verwüstungen in der Pfarrkirche berichten musste. In Mitleidenschaft
gerieten alle Fenster, die Bänke und die Orgel.
Interessant war auch die Tatsache, dass die Franzosen
eine andere Zeitrechnung einführten. Statt dem gregorianischen Kalender
galt nun ein republikanischer Kalender, der besondere Monate wie den
"Nebelmonat" (Oktober/November) und den "Schneemonat" (Dezember/Januar)
aufwies. Ein Monat bestand nun aus drei Dekaden à jeweils zehn Tagen. Auch
ein Tag bestand nun aus zehn Stunden, die jeweils 100 Minuten und jeweils
100 Sekunden dauerten. Diese Zeitrechnung hielt sich aber nicht lange. Die
Besatzer wollten den Deutschen die revolutionären Ideen näher bringen, was
ihnen jedoch gerade in Schifferstadt nicht so recht gelang. Die Bürger
sollten Eide auf die neue Verfassung ablegen und in Form von feierlichen
Aufstellzeremonien so genannter Freiheitsbäume die republikanischen
Errungenschaften feiern. In Schifferstadt mussten aber letztendlich
Soldaten den Baum aufstellen, weil sich die Bürger standhaft geweigert
hatten.
Französisch
war zu dieser Zeit die Rechts- und Verwaltungssprache. Erst einige Zeit
später wurden behördliche Dokumente zur besseren Verständlichkeit auf
französisch und deutsch veröffentlicht. In der damaligen Zeit entstand ein
Departement Donnersberg, das in verschiedene Kantone aufgeteilt wurde.
Schifferstadt gehörte zum Kanton Speyer. Dieser Kanton erhielt sich im
Prinzip bis zur Gebietsreform 1969. Der damalige "Code Napoleon" war die
Keimzelle des heutigen BGB und auch die Trennung von Kirche und Staat ist
eine Idee aus dieser Zeit auf. Theo Magin machte deutlich, dass viele
heutige Errungenschaften im demokratisch-rechtsstaatlichen Bereich ihre
Keimzelle in der damaligen Zeit hatten. Seinen Vortrag unterlegte er mit
interessanten Folien. Für die erfolgreichen Recherchen im Stadtarchiv
dankte er Gerhard Sellinger und Johann Benedom. Großer Applaus beendete
die sehr informative und kurzweilige Veranstaltung.
|