"DAMALS" Ausstellung im Stadtarchiv

 

 

Rathausbau im Zeichen des 16. Jahrhundert
Ausstellung im Stadtarchiv befasst sich mit dem Rathausbau in einer turbulenten Zeit
 

Die Zeit des Rathausbaues im 16. Jahrhundert wird in einer Ausstellung lebendig, die das Stadtarchiv als Beitrag zum 450jährigen Jubiläum des Alten Rathauses am Mittwoch um 18 Uhr im Stadtarchiv eröffnet. Die Verhältnisse und Ereignisse auf der Weltbühne und ihre Auswirkungen auf den Alltag der Bevölkerung und die nicht weniger wichtigen Geschehnisse auf regionaler Ebene stehen dabei im Mittelpunkt. In dieser Epoche zwischen Spätmittelalter und früher Neuzeit wurde das Leben der Bevölkerung besonders von der Zerstörung des Klosters Limburg, des Bauernkrieges, der Brandschatzung durch Markgraf Albrecht und der Reformation geprägt. Der Bau des Rathauses ist dagegen in den noch vorhandenen Gemeinde- und Dorfgerichtsbüchern nicht erwähnt und dürfte daher für die Einwohner auch keine große Rolle gespielt haben, standen doch andere Sorgen im Vordergrund. Als Leibeigene des Hochstiftes Speyer hatten sie sowieso keinen Einfluss auf die Entscheidungen des Fürstbischofs und durch Frondienste wahrscheinlich nur zusätzliche Belastung.
Das neue Jahrhundert war gerade 4 Jahre alt, als 1504 das Kloster Limburg vom Grafen Emich VIII. von Leinigen –Hardenburg zerstört wurde. Durch ihren großen Grundbesitz besaß die Abtei in Schifferstadt eine Vorrangstellung. Die Klostermühle in der Mühlstraße, einziger Wirtschaftsbetrieb in der damaligen Zeit und das "Hundhaus", Sitz der Kanzlei für die Schifferstadter Liegenschaften und am Anfang der Burgstraße gelegen, waren neben weiteren Hofgütern, darunter den uns heute noch bekannten Schafs- und Münchhof, ein Teil der Besitztümer. Nicht wenige Dorfbewohner dürften im Dienste der Abtei gestanden haben, mussten doch die Güter alle bewirtschaftet werden. Viele werden sich nach der Zerstörung gefragt haben, wie es nun weitergeht. Neben dem Bauernkrieg 1525, an dem sich die Schifferstadter Bauern nicht beteiligten (wofür sie öffentlich gelobt wurden) war das Jahr 1552 eine Heimsuchung für die Einwohner. Markgraf Albrecht von Brandenburg-Kulmbach erpresst in diesem Jahr, auf Rachezug in das Bistum Speyer, von der Gemeinde 2 875 Gulden. Da dieser "Markgräfliche Mordbrenner", wie er schon von seinen Zeitgenossen genannt wurde, alles niederbrennt, wenn die geforderte Summe nicht sofort aufgebracht wird, bleibt den Einwohner nichts anderes übrig, als das Geld auf irgendeine Weise zu beschaffen. Nach dem Gerichtsbuch waren noch Jahre später etliche Einwohner mit ihren Zahlungen in Verzug.
Die Reformation spielte im Laufe des 16. Jahrhundert auch in der Kurpfalz eine herausragende Rolle. Durch den Übertritt der Kurpfalz zur lutherischen bzw. der reformierten Lehre erlitt das Bistum große Einbußen. Nach dem Augsburger Religionsfrieden von 1555, nachdem der Landesherr die Konfession bestimmen konnte, verblieb das Territorium des Hochstiftes Speyer und damit auch Groß-Schifferstadt bei der alten Lehre.
1574 kommt es zur endgültigen Aufhebung des Klosters Limburg, nachdem es seit der Zerstörung von 1504 wieder aufgebaut worden war. Die Schifferstadter Besitztümer der Abtei gehen nach und nach in den Besitz der Kurpfalz über. So kommt auch Klein-Schifferstadt mit allen Rechten und Gütern an die Kurpfalz und wird dadurch reformiert, weil bereits 1556 das Luthertum (1563 das Reformierte Bekenntnis) eingeführt worden war.
1584 wurde die Türkensteuer im Reich eingeführt, die von einer Schätzungskommission festgelegt wurde. Ende des Jahrhunderts gibt es in Gesamt-Schifferstadt ca. 160 Familien.

Die Ausstellung im Stadtarchiv in der Kirchenstraße ist geöffnet

am Samstag, 2.8. von 15 bis 20 Uhr und am Sonntag, 3.8. von 10 bis 20 Uhr.

Der Eintritt ist frei. -gs