Einblick in Bevölkerungsstruktur von Schifferstadt im 16 und 17. Jh.
 

Bei der ersten Öffnung des Heimatmuseums in diesem Jahr wird am Sonntag, 6. April, 10 bis 12 Uhr, aus Anlass des 450-jährigen Jubiläums des Alten Rathauses in einer kleinen Ausstellung die Bevölkerungsstruktur und die Namen der Familien, die damals in Schifferstadt wohnten, vorgestellt.

640 Einwohner in Groß. und Klein-Schifferstadt wohnten zur Zeit des Rathausbaues im Ort. Die meisten dieser Einwohner dürften schon seit Generationen hier heimisch gewesen sein. Der Zeitraum der Darstellung erfasst neben dem 16. auch das 17. Jahrhundert, da das Rathaus zwar 1558 erbaut worden ist, aber das Obergeschoss nach einem Brand 1685 neu errichtet wurde.

Volkszählungen wurden im Hochstift Speyer 1470 und 1530 durchgeführt und dienten der Feststellung der Leibeigenschaft und der Steuerfestlegung und den daraus resultierenden Steuereinkünften. Während die Volkszählung von 1470 lediglich der Feststellung der Leibeigenschaft unter Bischof Matthias Ramung (1464 - 1478 Bischof in Speyer) diente, war die Volkszählung von 1530 unter Fürstbischof Philipp II. von Flersheim ganz anders geartet. Diese gab nun den Haushaltvorstand, seine Frau und die Anzahl der Kinder an. Außerdem konnte aus dieser Zählung die Zusammensetzung und Struktur der Dorfbevölkerung eingeschätzt werden, denn jeder Leibeigene war mit seiner Herrschaftszugehörigkeit, ob hochstiftlich, kurpflälzisch, leiningisch oder Königsmann verzeichnet. 

Die Bevölkerung wurde nach 1558 besonders durch den 30-jährigen Krieg und die Pest 1666 stark dezimiert und nur durch Zuzug wurde in den folgenden Jahren wieder eine Einwohnerzahl von 292 erreicht, wovon 136 Einheimische und 156 Zugewanderte waren, die hauptsächlich aus der Schweiz und Frankreich kamen.Durch Volkszählungen im Hochstift Speyer und in der Kurpfalz, durch Eintragungen im Dorfgerichtsbuch, durch Steuererhebungen und durch das so genannte Türkensteuerregister ist das Auf und Ab der Einwohnerentwicklung gut dokumentiert. Ebenso sind die Namen von mehreren Schultheißen bekannt. 

Nachdem zur Finanzierung der Türkenkriege 1582 auf dem Reichstag zu Augsburg eine Türkensteuer beschlossen wurde, wurde eine Schätzungskommission gebildet, die in den jeweiligen Orten tätig wurde. Dieses Türkensteuerregister von 1584 war die erste umfassende Orts- und Personenbestandsaufnahme, die im Oberamt Neustadt durchgeführt wurde. Für Schifferstadt liegt allerdings nur die Erfassung von Klein-Schifferstadt vor, da es zur Kurpfalz gehörte. Danach wohnten auf dem "Dörfel" 24 Familien. Die Vermögensverhältnisse der Einwohner und die daraus resultierende Besteuerung sind genau aufgeführt. So wird etwa das Vermögen von Endres Sturm mit 717 Gulden angegeben. Die Türkensteuer belastete ihn mit zwei Gulden und zwei Batzen.Bei den Vermögensverhältnissen ist festzuhalten, dass Klein-Schifferstadt in der Kurpfalz zu den Orten der ärmeren Mittelgruppe gerechnet wurde, mit einem Pro-Kopf-Vermögen von 300 bis 500 Gulden. Reiche Orte wie Neustadt, Schauernheim und Meckenheim kamen dagegen auf ein Pro-Kopf-Vermögen von 800 bis 950 Gulden. Neben Namenslisten aus früherer Zeit werden in der Ausstellung auch Auszüge aus dem Dorfgerichtsbuch und Dokumente vom Limburger Kopialbuch gezeigt. Der Betrachter kann sich über den damaligen Schreibstil und die Schreibweise anhand von Übersetzungen selbst ein Bild machen. 

Das Museum ist von 10 bis 12 Uhr geöffnet. Familienforscher Johann Benedom wird um 11 Uhr über die Schifferstadter Bevölkerung im 16. und 17. Jahrhundert berichten. Der Eintritt ist frei.

(gse)