Das in diesem Jahr zu begehende,
450-jährige Jubiläum des Alten Rathauses hat den Verein für Heimatpflege
veranlasst, zum Auftakt der Museumssaison am Sonntag mit einer kleinen
Ausstellung über die Schifferstadter Bevölkerungsstruktur und die Namen
der Familien, die zur Zeit des Rathausbaues in Groß- und
Klein-Schifferstadt wohnten, aufzuwarten.
Namenslisten aus früherer Zeit, Auszüge aus dem Dorfgerichtsbuch und
Dokumente vom Limburger Kopialbuch wurden auf Schautafeln präsentiert.
Familienforscher Johann Benedom erläuterte in seinem höchst interessanten
Vortrag die Entstehung der Familiennamen vor Ort. Adel, Städter und
Patrizier waren die ersten, die sich zur Unterscheidung Beinamen zulegten.
Mit wachsender Einwohnerzahl wurden Beinamen zwischen 1360 und 1400 auch
in den Dörfern geläufig. In Schifferstadt waren es Familien des
Niederadels, beziehungsweise die Rittersleute, die sich mit Beinamen
schmückten, wie Swadtehals (im Jahr1273 genannt), Lirer (1305), Glasekoph
(1310) oder Biboz, später Bibuz beziehungsweise Bibus (noch heute in
Iggelheim). Im Jahr 1366 finden sich erstmals Bürger, die mit Namen
genannt werden, wie Sattel, Schmidt oder Langknecht, ein Name, der sich
laut Johann Benedom bis 1366 zurückverfolgen lässt und noch heute in
Schifferstadt geläufig ist. 100 so genannte Hausgesäße (Familien mit
Kindern oder Haushalte) ergab die 1470 von Bischof Mathias Ramung
durchgeführte Zählung zur Ermittlung der Leibeigenschaft. Dieses
Einwohnerverzeichnis enthält Namen wie Teutsch, Stock, Schneider,
Odenwald, Kuntz, Kolb, Kuhn, Sturm, Becker, Schwaab, Schuster, Burghard,
Müller oder Rupp. Eine Volkszählung in 1495 zur Erhebung des so genannten
„gemeinen Pfennigs“, einer Kriegs- und Wehrsteuer, weist 500 bis 600
Einwohner in Schifferstadt aus und Namen wie Sattel, Schwarz, Odenwald,
Keck, Stock, Scherer, Schäfer oder Stahl. Eine weitere Zählung aus dem
Jahr 1530 zur Ermittlung und zum Zweck von Abgaben ergab 137 Hausgesäße
mit 263 Kindern in Schifferstadt. Neue Namen wie Ackermann, Renner,
Hoffmann, Rech, Häffner, Greden, Rinkenberger, Schuster, Mack, Weber oder
Kreissen tauchten auf. Im Dorfgerichtsbuch aus dem Jahr der Erbauung des
Alten Rathauses (1558) finden sich Namen wie Mathißen, Brenner, Bellheimer,
Kraus, Straub, Seupel, Hoffmann und viele andere. Staunend nahmen die über
30 Zuhörer zur Kenntnis, dass ein Pfarrer namens Nikolaus Hoffmann aus
Seckenheim, der von 1541 bis 1550 in Schifferstadt lebte und wirkte, mit
seiner Dienerin Elisabeth Feld aus Bad Wimpfen im Tale vier Kinder gezeugt
und damit quasi den „Grundstein“ für alle Familien mit dem Namen Hoffmann
in Schifferstadt gelegt hatte.
Anhand des so genannten Türkensteuerregisters konnten die 1584/85 in
Klein-Schifferstadt wohnhaften Bürger (21 Haushalte) exakt ermittelt
werden. Namen wie Stumpf, Schwarz, Langknecht, Sturm, Sattel, Kolb, Kauf,
Nauert, Bauer, Erhard oder Hedesheimer waren zu dieser Zeit geläufig.
Vor dem 30-jährigen Krieg hatte das gesamte Schifferstadt cirka 660 bis
700 Einwohner, danach wohnten nur noch cirka 300 bis 350 Menschen in
Groß-Schifferstadt, davon an Alteingesessenen 38 Familien und zwölf Witwen
oder Kinder, die Zahl der Neubürger wird mit 29 Familien beziehungsweise
300 Personen beziffert.
In 1685/86 wurden unter Damian von Orsbeck beim Wiederaufbau des Alten
Rathauses in einem Schatzungsbuch viele Einwohner mit ihrem Vermögen
genannt. Darunter finden sich viele Namen heutiger Schifferstadter wie
Leckinger, Beck, Hauck, Lang, Sold, May, Rieger, Stern, Geimer, Keck,
Sattel, Mayer, Gelder, Stahl, Koch, Eisen und andere. 1698 – nach dem
Erbfolgekrieg – lebten in Klein-Schifferstadt nur noch vier, in
Groß-Schifferstadt nur noch zwölf Familien. Bis 1797 stieg die
Einwohnerzahl wieder auf 1700 an.
Der Vorsitzende des Vereins für Heimatpflege Werner Krämer würdigte
insbesondere die Familienforschungsarbeit Johann Benedoms, die in dem
dreibändigen Werk „Familien und Einwohner in Schifferstadt vom 12. bis zum
20. Jahrhundert“ gipfelte. Sein Dank galt ebenso Theo Magin, dem Leiter
des Arbeitskreises Heimatforschung sowie dem „unermüdlichen Leiter des
Heimatmuseums“ Gerhard Sellinger.
Info: Bürger, die an Familienforschung interessiert sind, sind zu den
Treffen des Arbeitskreises „Pfälzische und Rheinische Familienkunde“
jeweils am 4. Montag jedes Monats um 19 Uhr im Haus der Vereine
willkommen. Johann Benedom ist darüber hinaus auch jeden
Donnerstagnachmittag ab 14 Uhr im Stadtarchiv anzutreffen. |