Von der Batschka in die neue Heimat Schifferstadt

 

Nach fast 70-jähriger Vertreibung findet das Schicksal der Batschsentiwaner noch viel Aufmerksamkeit.

 

Ein Glück, dass der Verein für Heimatpflege den Filmvortrag über die Batschsentiwaner in den Filmsaal im Haus der Vereine verlegte, denn die Veranstaltung war bis auf den letzten Platz belegt.

Im Jahresprogramm war die Veranstaltung „Auf den Spuren der Batschsentiwaner“  als Filmvortrag angekündigt und der große Zuspruch legt nahe, dass viele Besucher mit diesem Begriff auch etwas anzufangen wussten; Gemeint sind die ehemaligen Vertriebenen und deren Nachkommen, die in den ersten Jahren nach dem II. Weltkrieg von den damaligen Machthabern, den so genannten „Tito-Partisanen“, enteignet und aus ihrer Heimat, dem Dorf Batschsentiwan in der heutigen serbischen Teilrepublik Woywodina, vertrieben wurden. Viele aus der ehemaligen Dorfgemeinschaft sind in alle Herren Länder unserer Welt zerstreut. Doch ca. 250 Dorfgenossen fanden den Weg Anfang 1950 nach Schifferstadt, haben sich hier unter großen Schwierigkeiten und persönlichen Opfern niedergelassen und wurden schon bald ein gut integrierter Teil der Schifferstadter Bevölkerung.

 

In Kenntnis dieses tragischen Schicksals dieser Dorfge-meinschaft, die der Volksgruppe der Donauschwaben zugehört hat sich Klaus Stahl, der mit vielen ehemaligen Batschsentiwaner beruflich wie auch persönlich bekannt ist, aufgemacht, auf einer Urlaubsfahrt in die Batschka den genannten Ort zu besuchen. Aus dieser ersten Begegnung mit dem besagten Dorf ist nun in Verbindung mit dem rüstigen Batschsentiwaner Josef März die Idee geboren worden, die Spuren der Batschsentiwaner in einem Film aufzuzeichnen.

Obwohl die Gegend schon im ausgehenden Mittelalter Siedlungen aufweist, darunter auch „Sentvan“ (Sent Ivan, deutsch Heiliger Johannes), muss sie seit den Türkenkriegen im 16./17 Jahrhundert völlig versteppt und verödet und ein fast Menschen leerer Raum geworden sein. Kaiserin Maria Theresia und später ihr Sohn Joseph II. versuchten nun dieses Gebiet, die Batschka, ab 1760 mit Neusiedlern aus dem süddeutschen Raum, vorwiegend Bauersleute zu beleben. So beginnt der Film folgerichtig mit Darstellungen des Kolonistenlebens und dem damaligen Transportmittel zu Wasser, den „Ulmer Schachteln“, 

 

 
der Einquartierung der verschiedensten Landsmannschaften aus dem südwestdeutschen Raum in die neuen Siedlungen, den Haustypen, Bildern aus dem bäuerlichen Leben und typischen Landesgerichten, wobei der Paprika und die Tomaten eine herausragende Rolle spielten. Der Film wendet sich dann mit Bildern aus der leidvollen Nachkriegszeit schließlich dem Hanfanbau und der daraus hervorgegangenen Hanffabrikation der Fa. Tettmann in Schifferstadt zu, die meist mit Arbeitern und Angestellten aus Batschsentiwan betrieben wurde. Aufnahmen mit der Ortsgruppe der Batschsentiwaner bei öffentlichen Auftritten, u. a. bei Rettichfesten oder mit der Blasmusikgruppe, bewiesen schon recht früh ihr Bemühen, sich als Teil der Schifferstadter Bevölkerung zu zeigen.

Bilder aus dem heutigen Batschsentiwan beschlossen den Filmvortrag von Klaus Stahl und Josef März. Eine Gruppe Ehemaliger aus Sentiwan unter Leitung von Josef März und seiner Frau bei der Gedenkstunde am Vertriebenenkreuz am ehemaligen Friedhof, Begegnungen mit den heutigen Besitzern des Hauses März, Bilder der liebevoll mit Geldern der Vertriebenen restaurierten ehemaligen katholischen Pfarrgemeinde, aber auch deren Brandschatzung vor wenigen Jahren , ehemals stattliche Torbögen und typische Häuserfronten sowie die mit viel Grün und Bäumen begrenzten Straßenzüge. 

Anhaltender Beifall der Zuschauer und die Dankesworte des Ersten Vorsitzenden Werner Krämer ehrten die „Kultur schaffende“ Arbeit des Filmproduzenten Klaus Stahl und seines Beraters Josef März. In einer regen Aussprache ging Josef März noch einmal mit bewegten Worten auf Fragen aus dem Kreis der Zuschauer insbesondere auf die Umstände der Vertreibung aus der alten Heimat ein, die er als junger Mann hautnah erlebte.